Dürfen Kinder weinen?

Blog-Pod I Simone Bendzulla-Achtermann I #03 Dürfen Kinder weinen?

23.09.2023 I alle Beiträge, Emotionale Entwicklung

Dürfen Kinder weinen?

Kindertränen. Ein Thema, das sehr polarisiert.

Kinder weinen in den ersten drei Lebensmonaten in den westlichen Gesellschaften durchschnittlich zwei Stunden am Tag. Der Höhepunkt des Weinens tritt meist um die sechsten Lebenswoche auf.

Gründe für das Weinen

1. Das Baby möchte kommunizieren:

Das Baby benötigt etwas und es fordert seine Grundbedürfnisse (Nahrung, Kontakt, frische Windel…) ein.

2. Heilung:

Das Baby möchte Stress nach körperlichen oder emotionalen Verletzungen abbauen.

Entlastungsweinen

Wir Erwachsene glauben häufig, dass die Babys keinen Stress haben können.

Es wäre schön, wenn es so wäre.

Allerdings sind Babys -vor allem am Anfang ihres Lebens- durch ihre Hilflosigkeit und Unerfahrenheit unglaublich sensibel, verletzlich und sehr schnell gestresst – auch bei den liebevollsten Eltern der Welt😉.

Untersuchungen haben gezeigt, dass der Cortisongehalt (unser Stress-Hormon) unmittelbar nach der Geburt stark erhöht ist und erst bis zum 6. Lebensmonat langsam abgebaut wird.

Dieses erhöhte Cortison gibt uns einen Hinweis darauf, dass die Geburt für Babys einen erhöhten Stresslevel bedeutet, so dass die Babys dann -eben aufgrund des Stresses- vermehrt weinen.

Was können Stressursachen für ein Baby sein?

  • Stress in der Schwangerschaft oder unter der Geburt
  • unbefriedigte  Bedürfnisse (zum Beispiel: nicht gehalten werden…)
  • Reizüberflutung (alles ist neu und das Nervensystem des Babys muss erst einmal lernen, diese Reize zu verarbeiten)
  • entwicklungsbedingte Frustration (der Kopf ist schon weiter als die motorischen Fähigkeiten)
  • Schmerzen
  • beängstigende Erlebnisse (Streit, laute Geräusche, Trennung)

Was machen, wenn ein Baby weint?

Es ist es immer sinnvoll, ein Baby, das sehr viel weint, einmal ärztlich untersuchen zu lassen, um wirklich sicher zu gehen, dass keine Erkrankung der Grund für das viele Weinen ist.

Ist das Baby gesund und seine Grundbedürfnisse sind befriedigt, kann man erst einmal davon ausgehen, dass das Baby weint, um Spannungen, die auf frühere Verletzungen beruhen, abzubauen.

Am besten nimmst du dein Baby auf den Arm -egal wie lange es weinen muss- und begleitest es liebevoll – mit Mitgefühl und Trost.

Hier besteht ein großer Unterschied dazu, ein Baby einfach weinen zu lassen.

DEIN Baby wird gehalten, beachtet und bekommt das Verständnis und die Nähe, die es gerade benötigt.

Werden weinende Babys gehalten, können sie die Spannungen viel besser abbauen.

Alleine durch unsere Gegenwart wird dem Baby die emotionale Sicherheit gegeben und Heilung kann beginnen.

Die Babys fühlen sich dadurch geschätzt und akzeptiert – ganz unabhängig von ihrem jeweiligen Verhalten

Babys benötigen die Bestätigung, dass ihre Gefühle (egal ob Freude oder Wut) die Bindung zu ihren Eltern nicht beeinflusst.

Versuche nicht, dein Baby abzulenken oder mit einem Schnuller etc. ruhigzustellen. Dadurch wird das Stress-Weinen nur verschoben und später nachgeholt.

Apropos Schnuller zum Ruhigstellen mit einem Schnuller…

Stelle dir vor, dass du einen total gruseligen Tag hattest. Am Abend möchtest du deinen Frust los werden und alles deinem Partner erzählen. Dieser steckt dir daraufhin einfach etwas in den Mund und versucht dich durch Psst… zu berühigen. Wie fühlt sich das für dich wohl an?

Lasse dein Baby in diesem geschützten Raum weinen und seinen Stress abbauen. Nur so kann Heilung stattfinden.

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